Vereinigung ehemaliger Wolbecker Gartenbauschüler e.V.

Gleich sechs verschiedene Maracuja (Passiflora) konnten wir probieren.

Blütenparadies Madeira

Die Studienreise 2010 der Ehemaligen führte 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Leitung von Elisabeth Harting (Fa. Dr. Seick Gartenreisen) und Manfred Wolff vom Vereinsvorstand auf die portugiesische Insel Madeira. Alles war – wie immer – gut vorbereitet, doch manchmal kommt es anders…

Die etwas andere Ehemaligenreise

Als sich die Gruppe am Rosenmontagabend in Wolbeck traf, konnte noch niemand ahnen, welch ein Abenteuer uns dieses Mal erwartete. Zunächst lief alles glatt.

Nach gutem Flug landeten wir am 16. Februar 2010 bei strahlendem Sonnenschein auf der rd. 740 km² großen Blumeninsel im Atlantik. Auch im Hotel war alles bestens vorbereitet und am Nachmittag wurde die nähere Umgebung in Augenschein genommen. Wer nicht zu müde war, konnte am Abend im Speisesaal noch ein wenig Karneval feiern.

Als wir am anderen Morgen zum Botanischen Garten in Funchal aufbrachen, regnete es bereits und die ersten Schirme wurden eingekauft. Christa Dornfeld – die örtliche Führerin – stellte uns beim Rundgang die Flora der Insel vor. Trotz grauverhangenem Himmel eröffneten sich immer neue und schöne Ausblicke auf unterschiedlichste Gartenpartien und die Hauptstadt Funchal.

Bei der nächsten Besichtigung im Orchideenbetrieb Pregetter waren wir zwar im Gewächshaus, aber der Regen trommelte so laut auf die Glasdächer, dass man den Erklärungen der Betriebsinhaberin kaum folgen konnte.

Beim Mittagessen waren wir im gemütlichen Restaurant und am späten Nachmittag hörte es fast auf zu regnen. So konnten wir sogar noch eine kleine Wanderung machen.

Doch die Hoffnung auf Wetterbesserung war leider vergebens. Am nächsten Tag schüttete es wie aus Kübeln und das vorgesehene Gartenprogramm konnten wir „knicken“. Ab sofort wurde nach dem Motto: „Wo ist es trocken?“ das Programm geändert. Im Zentrum der Korbflechter und in der Manufaktur für die weltbekannten Madeirastickereien waren wir unter Dach, doch unterwegs sah man schon die ersten Folgen der ungewöhnlichen Niederschläge der letzten Tage.

Als es am Nachmittag etwas „langsamer regnete“ nutzten wir die Chance und fuhren hinauf nach Monte, dem Erholungsort oberhalb von Funchal. Wegen der besseren Luft kamen früher die Reichen hierher. Der letzte österreichische Kaiser Karl I. lebte hier im Exil und wurde auch in Monte beigesetzt.

Ob jemand in der Kirche eine Kerze angesteckt hat, ist nicht bekannt, aber immerhin hatten wir Glück und konnten am Nachmittag ohne Schirm den Monte Palace Tropical Garden besichtigen, der erst seit 1991 der Öffentlichkeit zugänglich ist. Mächtige Baumfarne und Kunstwerke zaubern einen Hauch von Fernost in den Park und wunderschöne Kachelbilder reizen die Fotografen.

Zwar hatte der Wetterbericht für den nächsten Tag Besserung angesagt, aber so recht glauben wollte es niemand. Doch, als wäre es eine Wiedergutmachung, es wurde ein Traumtag. Das Hochmoor Paúl de Serra liegt rd. 1.300 m hoch und ist die einzige größere ebene Fläche der Insel. Weil es hier fast ständig neblig ist, wurde der unsinnige Plan hier einen Flughafen zu bauen glücklicherweise verworfen.

Wir konnten den „Zauberwald“ bei herrlichem Sonnenschein genießen. Der Lorbeerwald ist mehrere Jahrhunderte alt und gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO. Christa kennt alle Bäume und stellte sie uns vor, auch die Baumheide stand in voller Blüte. Der Spaziergang durch die einmalige Natur wird allen unvergessen bleiben .

Wieder an der Küste, genossen wir ein für Madeira typisches Mittagessen. Es gab Espada (Schwertfisch) mit geschmorten Bananen und bei der anschließenden Besichtigung einer Zuckerfabrik das Nationalgetränk Poncha (Mix aus Zuckerrohrschnaps, Honig und Zitronensaft).

Es war ein wunderschöner Tag, doch noch konnten wir nicht wissen, dass das die „Ruhe vor dem Sturm“ war.

Es goss in Strömen, als wir das Hotel am anderen Morgen verließen. Unser Ziel war der Blumen-, Gemüse-, Obst- und Fischmarkt in Funchal, der am Samstag besonders gut beschickt wird. Der Bus setzte uns vor der Halle ab und wir bestaunten das tolle Angebot.

Als wir eine gute Stunde später die Halle verließen um zum vereinbarten Treffpunkt zu gehen, erwartete uns ein beängstigendes Szenario. Dicker Schlamm floss den Berg hinab, Autos wurden abgeschleppt und ein Überqueren der Straße war unmöglich. Einige Eingänge ins Haus waren schon nicht mehr passierbar und in manchen Zimmern stand Wasser. Auch Strom gab es nicht überall.

Gemeinsam warteten wir in der Pizzeria das weitere Geschehen ab, ohne wirklich zu wissen, was unmittelbar hinter uns in der Stadt und in den engen Tälern der Insel passiert war. Dank der guten Ortskenntnisse unseres Busfahrers gelang es ihm beim dritten Versuch endlich, die Stadt in Richtung Hotel zu verlassen Das ganze Ausmaß der Katastrophe haben wir erst in den abendlichen deutschen Fernsehnachrichten gesehen. Als die ersten besorgten Anrufe aus der Heimat kamen, waren alle froh, dass sie die Lieben daheim beruhigen konnten. Wir waren noch einmal mit heiler Haut davongekommen, aber die Katastrophe hat auf der kleinen Insel über 50 Tote gefordert und große Schäden an Gebäuden, Straßen und Brücken angerichtet.

Zwar waren alle Gäste gewarnt und es wurde geraten, das Hotelgelände nicht zu verlassen, doch es war ruhig und die Sonne stand am Himmel als wenn nichts passiert wäre. So machten sich einige von uns auf und wanderten in den höher gelegenen Ort.

Für den letzten Tag unseres Aufenthaltes hatten unsere Organisatorinnen versucht, ein machbares Programm zu planen. Doch ehe wir unsere Wanderung beginnen konnten, wurden wir „zurückgepfiffen“ und es hieß: „Alarmstufe rot – zurück zum Hotel!“

So blieb uns nur, dem Aufruf zu folgen und in der Nähe des Hotels zu bleiben. Wegen all dieser aufregenden Ereignisse war auch die Stimmung am letzten Abend nicht so gelöst, wie es bei den Wolbeckern sonst üblich ist. Christa und ihr Mann schenkten uns allen zum Abschied eine Mappe mit Wanderkarten der schönsten Routen auf der Insel. Vielleicht ein Anreiz, noch einmal wiederzukommen und dann auch die Stadt Funchal und die Gärten zu besuchen, die dieses Mal leider nicht zugänglich waren.

Am Abreisetag haben ein paar mutige von uns noch auf eigene Faust versucht nach Funchal hinein zu kommen. Sie kamen ziemlich erschüttert zurück und berichteten von den großen Schäden und den Aufräumarbeiten.

Glücklicherweise hatte sich inzwischen der Flugbetrieb wieder normalisiert und unser Rückflug nach Köln kam zwar etwas verspätet, verlief aber problemlos. Am Flughafen wartete schon der Luxusbus, der uns in flotter Fahrt nach Wolbeck zurückbrachte.

Die Teilnehmer, vor allem aber Herr Dr. Seick, Elisabeth Harting und Manfred Wolff, waren froh, dass die Gruppe heil und gesund wieder zu Hause angekommen ist. Die Eindrücke vom „Blütenparadies Madeira“ waren zwar anders als geplant, aber alle, die dabei waren, werden diese ganz besondere Reise sicherlich nicht so schnell vergessen.

Unserem vorzüglichen Busfahrer Lino sowie Christa Dornfeld und den besonnenen Organisatoren gilt der Dank aller Mitreisenden.

S. Stratmann

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