Vereinigung ehemaliger Wolbecker Gartenbauschüler e.V.

Das Gebäude der alten Gartenbau-Fachschule in Münster-Wolbeck

Aus der Geschichte der Fachschule – In alten Archiven geblättert

Die Gartenbauschule in Wolbeck könnte – wenn es sie denn noch gäbe – im Jahr 2018 ihren 90sten Geburtstag feiern; leider kommt es dazu nicht mehr. Doch habe ich aus diesem Anlass mal in alten Unterlagen geblättert und einiges gefunden, was vor allem den jüngeren Mitgliedern nicht bekannt sein dürfte und vielleicht zum nostalgischen Nachdenken anregt.

Meisterprüfungen für Gärtner gibt es in Westfalen erst seit den 1930er Jahren; vorher konnte man nur die sogenannte Obergärtnerprüfung ablegen. So ist in der Zeitschrift „Gartenwelt“ vom 20.08.1926 zu lesen, dass am 15., 16., und 17. Juni 1926 die Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen Obergärtner-Prüfungen abgenommen hat. Aus Münster waren bekannte Gärtnernamen wie Josef Kracht, Eugen Hagedorn, Franz Lorenz, Paul Glatt, Anton Schäper, Heinrich Welchert, Heinrich Niehaus, Frl. Toni Woykowiak und aus der weiteren Umgebung Kasper Lauter aus Borghorst und Josef Mahlmann aus Ostenfelde unter den Prüflingen.

Als Folge gab es eine ausführliche Diskussion mit vielen Leserbriefen in der Fachpresse und die Forderung, in Westfalen eine Lehranstalt für Gärtner zu schaffen. In der „Gartenwelt“ vom 29.07.1927 wird berichtet, dass ein Grundstück angekauft wurde. Am 16.03.1928 wurde in der gleichen Zeitschrift angekündigt, dass der Unterricht im Herbst 1928 beginnen sollte.

Somit begann am 12. Oktokoll ist ersichtlich, dass bei dieser Gründungsversammlung gewählt wurden:

  1. Vorsitzender Willy Wilke
  2. Vorsitzender Martin Josten
  1. Kassierer Josef Weber
  2. Stellvertreter Fritz Hötten
  1. Schriftführer Heinrich Wesseling
  2. Schriftführer August Wagemann

Zu diesem Zeitpunkt gab es logischerweise noch keine Ehemaligen. Als 1930 der erste Jahrgang die Schule verließ, hatten die Abgänger das Bedürfnis, auch weiterhin untereinander Kontakt zu halten und etwas für ihre Weiterbildung zu tun. So gab es am 02.03.1930 abermals eine Gründungsversammlung. Diese Versammlung fand im Protokollbuch der Schüler keine Niederschrift, aber es gibt eine Anwesenheitsliste, die die heutige Generation wohl kaum noch lesen kann, und die Zeitzeugen leben nicht mehr. Jeder hatte damals einen Spitz- oder Biernamen. Die Tradition, Bierzipfel in den Farben ROT-GOLD-GRÜN zu tragen, behielten die Ehemaligen bei.

Anwesenheitsverzeichnis der Gründungsversammlung vom 2. März 1930 in Wolbeck, Lokal Moddemann, später „Gasthaus Dorfschänke“ von Heinrich Stutter

Ab diesem Zeitpunkt gab es neben dem „Verein der Gartenbauschüler“ die „Vereinigung ehemaliger Wolbecker Gartenbauschüler“. Das 1928 begonnene Protokollbuch der Schülerschaft wurde über viele Jahrzehnte weitergeführt und berichtet u.a. von Versammlungen, Festen und Lehrfahrten. Über weitere Einzelheiten zur Gründung der Ehemaligenvereinigung und deren erste Satzung werde ich zu unserem runden Geburtstag in einem Jahr berichten.

Bereits 1928 wurde ein Weihnachts- oder Winterfest veranstaltet, das bis 2007 (mit Kriegsunterbrechung) 75 Jahre hindurch alljährlich gefeiert wurde. Auch die Ehemaligen wurden dazu immer von den Aktiven eingeladen, und der Vorstand verband die Fahrt nach Wolbeck oft mit einer Vorstandssitzung. Diese Feste haben einen großen Teil des „Wolbecker Gefühls“ begründet und ausgemacht.

Mehrere Generationen von westfälisch-lippischen Gärtnerfamilien haben einen Teil ihrer Wurzeln in der Wolbecker Schulzeit. Nicht wenige Schüler kamen in all den Jahren auch aus anderen deutschen Landen und sogar aus dem Ausland und halten die Verbindung aufrecht. Die Jubilarlisten zeugen davon. Die „Wolbecker Zeit“ ist der Grundstein für die Gemeinschaft von Lehrern, Schülern und vielen Gönnern des Gartenbaus. Hoffentlich bleibt die Vereinigung auch in Zukunft eine starke Gemeinschaft und ein Netzwerk, auf das wir Gärtner bauen können.

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