166 neue Meisterinnen und Meister sowie 40 Agrarbetriebswirtinnen und Agrarbetriebswirte (vormals Techniker) erhielten am Freitag, den 13.07.2018, im Musikpavillon des Essener Grugaparks ihre Urkunden nach erfolgreichen Prüfungen an der Fachschule für Gartenbau Essen.
Bei strahlendem Sonnenschein und nicht zu heißem Sommerwetter war der Veranstaltungsort im Grugapark, unmittelbar benachbart zur Essener Fachschule, mit rund 800 Besuchern fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Schulleiter Dr. Kerstjens konnte neben den Absolventen und einer großen Anzahl von miterschienen Freunden und Angehörigen auch viele Ehrengästen aus Politik und Verbänden begrüßen. Er dankte der Vereinigung Ehemaliger Essener Gartenbauschüler für die professionelle Ausrichtung auch des diesjährigen Abschlussfestes und hob besonders hervor, dass die Friedhofsgärtner unter Leitung der Floristmeisterin Ellen Kox für die floristische Dekoration des Veranstaltungsortes sowie in der Schule zum späteren informellen Zusammensein verantwortlich sind. Die Akteure erhielten dafür großen Beifall. Dr. Kerstjens erwähnte abschließend besonders die diesjährige Schuljahresevaluation, die in der Schuljahresabschlusskonferenz intensiv diskutiert worden sei und wiederum zu einer Reihe von Veränderungen für das kommende Schuljahr führen werde.
Das Grußwort für alle Gartenbauverbände hielt in diesem Jahr Eva Kähler-Theuerkauf, Präsidentin des Landesverbandes Gartenbau NRW. Frau Kähler-Theuerkauf verglich die Situation aktueller Prüflinge mit dem Engagement, der Zielstrebigkeit und dem Siegeswillen im Sport, stellte aber klar, dass die Assoziation zum Fußball, die ja in diesem Jahr geboten sei, auf Grund der aktuellen Sportergebnisse nicht das Ziel sei. „So sehen Sieger aus!“ rief sie den Absolventinnen und Absolventen zu und wusste die zukünftigen Rollen der Einzelnen in den Betrieben durchaus auch wieder mit Spielerpositionen in einem Fußballteam zu vergleichen. Für Nordrhein-Westfalen als führendes Gartenbauland in Deutschland mit seinen modernsten Betrieben stellte sie den Absolventinnen und Absolventen eine aussichtsreiche berufliche Zukunft vor.
Die Festansprache des Nachmittags hielt der Präsident der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Herr Karl Werring. Präsident Werring verband seine Glückwünsche an alle Absolventinnen und Absolventen ebenfalls mit den aktuellen besten Berufsaussichten für die jungen Qualifikanten. Alle Facetten des Gartenbaus seien aktuell in der Gesellschaft positiv besetzt, und die Linderung mancher Fehlentwicklungen bei den natürlichen Ressourcen würde dem Gartenbau zugetraut. Dies sei für den Agrarbereich keinesfalls selbstverständlich. Bezogen auf die Abschlüsse erwähnte Präsident Werring ausdrücklich den aktuell doch recht sperrig anmutenden Qualifikationsbegriff „Agrarbetriebswirtin bzw. Agrarbetriebswirt“. Hier gelte es, nach über 20 Jahren der praktischen Erfahrung mit diesem Begriff über aktuelle, leichter verständliche und hinsichtlich der Berufswahl motivierende Begriffe nachzudenken. Präsident Werring hob in besonderer Weise die großartige Leistung der Prüfungsausschüsse hervor und bedankte sich ausdrücklich für die in Essen geleisteten 297 Prüfertage und 1268 leistungsgerechten Bewertungen, die die insgesamt 153 Prüferinnen und Prüfer in den zurückliegenden dreieinhalb Wochen vorgenommen hätten. So lud er auch die jungen Qualifikanten ein, neben betrieblichem und privat ehrenamtlichem Engagement sich auch zukünftig für die Ausbildung und Fortbildung junger Menschen zu engagieren und in den Prüfungsausschüssen der Landwirtschaftskammer zu wirken, denn wer sonst, so Präsident Werring, sollte Zwischenprüfungen, Abschlussprüfungen, Meister- und Agrarbetriebswirtprüfungen, aber auch Ausbildereignungsprüfungen und Betriebsprüfungen zur Ausbildung vornehmen, wenn nicht die Qualifikanten hier aus Essen. Dabei sollten die zukünftigen Ausbilderinnen und Ausbilder, Prüferinnen und Prüfer nicht dem häufig beobachteten Gejammer über die Jugend der X-, Z- oder demnächst wieder Alpha-Generation verfallen. Mit Konrad Adenauer rief er den zukünftigen Ausbildern zu: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht“.
Abschließend wandte sich Präsident Werring auch an das Essener Lehrerkollegium, hob noch einmal dessen besondere Leistungen, insbesondere auch dessen beständigen Wochenend-Einsatz bei den Teilzeitschülern/-schülerinnen hervor und dankte für die gute Ausbildung des Führungskräftenachwuchses. Schließlich wies der Festredner noch auf eine Passage des aktuellen Koalitionsvertrags der Bundesregierung hin, in dem die duale Aus- und Fortbildung als gleichwertig beschrieben wird mit akademischer Ausbildung. Hierzu hätten Berufsstand und Verantwortliche in der Ausbildungsverwaltung durchaus eine Reihe von Vorschlägen zu unterbreiten in der Hoffnung, dass die getroffene Aussage dann auch ernsthaft und grundlegend umgesetzt werde.
Es schloss sich die Aushändigung von 40 Agrarbetriebsurkunden mit den zugehörigen Zeugnissen und Testaten an.
Nahezu jährlicher Gast bei den Essener Abschlussfesten ist Herr Helmut Dresbach, Landesvorsitzender des Vereins für Landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) NRW. Herr Dresbach hat in diesem Jahr wieder zwei Preise für herausragende Projektarbeiten und deren Ergebnisse zu verleihen. Den dritten Preis auf Landesebene errang eine Gruppe der Teilzeitwirtschafterschüler unter der Leitung der Fachlehrerinnen Frau Kelling und Frau Blecke. Hier ging es um die Gestaltung eines Gartens um ein Heim für demenzkranke Menschen. Neben der fachlich herausragenden Bearbeitung gefiel den Juroren auch die Darstellung durch ein erstelltes Modell, das die Planungssituation im Zusammenhang sehr anschaulich darstellte.
Den ersten Preis auf Landesebene erhielt ein Projekt aus der Fachklasse Zierpflanzenbau, das sich mit Bienennährpflanzen nicht nur im heimischen Hausgarten, sondern beginnend schon auf dem Balkon auseinandersetzte. Auch kleinste Nahrungsquellen für Bienen im bebauten Raum sind als sehr wertvoll anzusehen. Hierfür galt es, Konzepte und Bepflanzungspläne zu entwickeln. Dies gelang der Projektgruppe offensichtlich herausragend.
Im Anschluss erhielten die Produktionsgärtner in den Fachrichtungen Zierpflanzenbau, Baumschule, Friedhofsgärtnerei und Beraten & Verkaufen ihre Wirtschafterzeugnisse und Meisterurkunden.
Der Vorsitzende des Essener Fördervereins, BGL-Vize Thomas Banzhaf, sprach bei seiner Preisverleihung einen anderen Aspekt schulischer Arbeit an. Beim Förderpreis für soziales Engagement geht es eben nicht um die fachliche Leistung und herausragende Ergebnisse oder Noten, sondern um die Frage, wer jeweils innerhalb einer Klasse sich im vergangenen Jahr besonders engagiert hat für den Zusammenhalt, aber auch für die organisatorischen Aufgaben innerhalb einer Klassengemeinschaft. Jeweils mit absoluter Mehrheit kann in den Klassen eine Person von den Mitschülern bestimmt werden, welche dann den Förderpreis erhält. Insgesamt zehn Auszuzeichnende betraten die Bühne. Eine besondere Auszeichnung erhielt Fachlehrer Andreas Haasch, der als Ideengeber vor rund 20 Jahren den Förderverein für die Essener Fachschule initiierte und seitdem die Geschäftsführung innehatte. Auch ihn zeichnete Thomas Banzhaf als Vorsitzender mit einer Lithographie des Künstlers Armin Müller-Stahl besonders aus. Er bedankte sich für das langjährige Engagement in der Geschäftsführung und freute sich, dass nun mit der Weitergabe der Geschäftsführung auf Herrn Monreal das segensreiche Wirken des Fördervereins lückenlos fortgeführt werden könne.
Es schloss sich die Meisterbriefverleihung im Garten- und Landschaftsbau an. Drei Vollzeit- und fünf Teilzeitklassen waren hier zu bedenken. Heinz-Dieter Thess aus Mönchengladbach als langjähriges und hochaktives Prüfungsausschussmitglied verlieh zusammen mit Präsident Werring und VGL Vizepräsident Josef Mennigmann die Urkunden. Rund zweidrittel der an diesem Abend verliehenen Urkunden ging an Qualifikanten der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau. Nach diesem Gratulationsmarathon der Ehrengäste betrat als letzter Redner traditionell der Schülersprecher die Bühne. Agrarbetriebswirt Lukas Radermacher erinnerte an ein bzw. zwei Fachschuljahre hier in Essen. Neben dem Unterricht seien noch vor allem die besonderen Veranstaltungen wie Schulfeste, Betriebsbesuche und Exkursionen in Erinnerung geblieben. Daneben seien es aber auch die Menschen, die die Zeit in Essen besonders angenehm gemacht hätten, sei es in der Klassengemeinschaft oder aber durch die gute Betreuung des Lehrerkollegiums. Ein sehr harmonischer Ablauf dieser Ausbildung habe es den Studierenden leicht gemacht, Abstand zu nehmen von der geliebten Baustellen- und Betriebsarbeit und sich während des Schuljahres auf die theoretischen Inhalte zu konzentrieren. Der Dank galt abschließend allen Beteiligten, auch jenen im Umfeld wie Schulverwaltung und Betriebshofdienst, die den Studierenden stets helfend zur Seite gestanden hätten.
Die Festversammlung trat nun den Rückweg zur Gartenbauschule an. Dort hatte der Vorstand der Essener Ehemaligenvereinigung mit helfenden Händen der Studierenden zusammen mit Caterer und Bierverlag bereits das gesamte Schulgelände hergerichtet für den informellen Teil der Schuljahresabschlussfeier. Bis in die ersten frühen Morgenstunden dauerte der Austausch, die rege Diskussion über die zurückliegende Schulzeit und die Darstellung der nun folgenden Perspektiven, beruflich wie privat.
Dr. Karl-Heinz Kerstjens