Am Sonntag, den 24. August 2014, begann die Reise der Ehemaligen Wolbecker
Gartenbauschüler nach Yorkshire. Pünktlich um 13 Uhr startete unser
Bus mit dem altbekannten Busfahrer Theo Schulze Kelling in Richtung Rotterdam.
In den Nieder landen, am Rastplatz Zevenaar, stiegen unsere restlichen Reiseteilnehmer
aus dem Rheinland zu. Mit Fahrer und Reiseleiter waren wir 41 Fahrgäste,
und somit war der Bus gut gefüllt. Die Fahrt ging über Arnheim und
Gouda nach Rotterdam zum Euro port Hafen. Dort stand schon unsere Fähre,
die „Pride of Rotterdam“ mit 546 Kabinen für insgesamt 1360
Passagiere. Nach dem Einchecken stärkten wir uns gemeinsam bei einem reichhaltigen
Buffet an Bord und ließen anschließend den Tag bei einem kühlen
Getränk auf hoher See in Richtung Kingston-upon-Hull in England ausklingen.
Der Montag begann schon recht früh: Die Fähre legte um 8 Uhr in Kingston-upon
Hull an, und wir waren in Yorkshire angekommen. Nach der Passkontrolle fuhren
wir mit dem Bus zur Partnerstadt von Münster, nach York. Dr. Seick führte
uns zur Ka thedrale und durch die Altstadt mit den schmalen Gassen und den
vielen kleinen Ge schäften. Hier hatten wir dann auch Zeit zur freien
Verfügung und konnten eine Mit tagspause einlegen. Außerdem besuchten
wir die Rivergardens am Fluss Ouse und den Deans Garden im Stadtzentrum. Anschließend
fuhren wir durch die herrliche englische Parklandschaft von Yorkshire nach
Harrogate, zu unserem ersten Hotel, dem Holiday Inn. Nachdem wir die Zimmer
bezogen hatten, machten wir einen ersten Spaziergang durch die Stadt und zu
den Valleygardens. Am Abend haben wir ge meinsam im Hotel gegessen und den
Tag ausklingen lassen.
Am Dienstag fuhren wir pünktlich um 9 Uhr vom Hotel ab, um Yorkshire zu
erkunden. Unterwegs nach Harewood House machten wir einen kurzen Stop bei Mother
Ship ton in Knaresbourogh, einst Wohnstatt einer Hexe und Wahrsagerin in Yorkshire
und heute ein beliebtes Ausflugsziel mit Park und Bootsanleger. Die Fahrt ging
weiter durch die herrliche Landschaft von Yorkshire: Typisch sind die von Hecken
einge fassten Felder und Wiesen. Dann erreichten wir unser erstes Herrenhaus,
Harewood House, ein herrschaftliches Schloss mit einem riesigen Landschaftspark.
Nach der Innenbesichtigung mit den prachtvollen Räumen konnten wir uns
vorstellen, wie man im vereinigten Königreich im 19. Jahrhundert gelebt
hat. Anschließend spazierten wir durch die vielen Themengärten,
wie zum Beispiel den Dschungelgarten, den Mauer garten, den Himalajagarten
oder den Vogelgarten. Sehr beeindruckt von Harewood House fuhren wir weiter
nach Harlow Carr. Der Garten von Harlow Carr wird von der renommierten königlichen
Gartenbaugesellschaft Royal Horticultural Society (RHS) gepflegt. Berühmt
ist Harlow Carr für die Sammlung von 140 Rhabarber Sorten. Auch diese
riesige Anlage war sehenswert, es hatte etwas von einer Gartenschau in Deutschland,
aber mit einer noch schöneren Bepflanzung. Typisch für alle Herren
häuser und Parks sind auch die Shops und kleinen Gartencenter. Letzteres
fiel hier in Harlow Carr sogar ziemlich groß aus. Nach dieser Besichtigung
fuhren wir wieder nach Harrogate zu unserem Hotel. Beim rückwärts
Einparken vor dem Hotel ist unse rem immer so pflichtbewussten Busfahrer Theo
leider ein kleines Missgeschick pas siert: Er fuhr zu weit zurück und
kam mit der Heckscheibe an eine Gebäudekante, dabei platzte die Scheibe
mit einem lauten Knall, aber Gott sei Dank kam niemand zu Schaden, wir haben
uns alle nur sehr erschrocken. Der Bus war so allerdings nicht mehr für
uns zu gebrauchen, und Dr. Seick und Theo versuchten nun alles, um einen Ersatzbus
zu bekommen. Den Abend verbrachten einige von uns in einem typischen englischen
Pub. Für uns war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass man sich
die Getränke selber von der Theke holen muss. Andere Länder, andere
Sitten.
Am Mittwochmorgen beim Frühstück hörten wir dann, dass ein englischer
Ersatzbus kommt, nur wie schnell er da ist, war ungewiss. Nach bangem Warten
ging es dann doch mit nur 20 Minuten Verspätung los. Das war eine tolle
Leistung von Dr. Seick und seiner englischen Reiseagentur. Heute fuhren wir
nach Newby Hall, ein noch privat bewohntes Herrenhaus. Der Garten ist bestimmt
einer der besten in England mit seinen zahlreichen Gartenzimmern und perfekter
Pflanzenauswahl. Spektakulär ist auch die doppelte Staudenrabatte in der
Sichtachse des Herrenhauses. Nach der Gartenbesichtigung machten wir eine Innenbesichtigung
des prächtig ausgestatten Schlosses. Nach einer kleinen Mittagspause fuhren
wir direkt weiter zu unserem nächsten Highlight nach Studley Royal, ein
perfekt gestalteter Landschaftspark mit dem Studley Royal Water Garden, ein
georgianischer Wassergarten und die malerische Ruine der Zisterzienserabtei
von Fountains Abbey. Eine riesige wunderschöne Klosterruine! Wir besichtigten
die wieder aufgebaute Getreidemühle und machten einen ausgedehnten Spaziergang
um den großen Wassergarten herum. Seit 1986 gehört diese Anlage
zum Weltkulturerbe der UNESCO und zieht Besucher aus aller Welt an. Voller
tiefgreifender Eindrücke fuhren wir zurück zum Hotel in Harrogate.
Wir haben auf den Ehemaligenreisen ja schon vieles erlebt, doch in der
Nacht erwartete uns ein Novum: Ein echter Feueralarm. Alle Hotelgäste mussten
das Hotel räumen. Als wir unten ankamen, war die Feuerwehr schon mit Drehleiter
und einigen Einsatzwagen vor Ort. Nach einiger Aufregung, aber sehr gelassenen
Hotelgästen, stellte sich heraus, dass ein Fehlalarm vorlag, und alle
konnten wieder auf ihre Zimmer, natürlich über die Treppe.
Der Donnerstag begann dann wieder ganz ruhig mit dem reichhaltigen, typisch
englischen Frühstück. Nach dem Frühstück hieß es
Koffer in den Ersatzbus, denn wir verließen Harrogate. Der Ersatzbus
brachte uns zu unserem ersten Programmpunkt des Tages, der Lavendelfarm Yorkshire
Lavender. Dort sahen wir einige Lavendelfelder und einen Lavendelirrgarten.
Das Schönste war der enorme Ausblick auf die herrliche Landschaft Yorkshires.
Wir tranken im Tearoom noch Lavendeltee, und im Gift Shop gab es auch Lavendel-Eis
(über den Geschmack kann man streiten). Alles in allem hatten wir uns
von der Lavendelfarm etwas mehr erhofft.
Aber dann ging es weiter zu unserem nächsten Programmpunkt, und der hat
alles wieder gut gemacht. Wir fuhren zum größten Herrenhaus Nordenglands,
Castle Howard, mit einer Auf fahrt, die nicht weniger als acht Kilometer lang
ist. Dr. Seick führte uns durch die formalen Gärten, die vor 300
Jahren angelegt wurden, und durch den Mauergarten, in dem sich verschiedene
Rosengärten befinden. Eine riesige Atlas-Fontäne war vor dem Schloss
in einem anderen Garten zu sehen, in der Ferne sah man den „Tempel der
vier Winde“ und das Mausoleum. Einige aus unserer Reisegruppe haben eine
Innenbesichtigung des Schlosses gemacht, andere haben sich auf dem großen
Gelände des Anwesens umgeschaut oder den Waldgarten besucht. Im Waldgarten
gibt es verschiedene Wege, den Frühlings-, Sommer- und Herbstweg. So wird
man zur entsprechenden Jahreszeit immer an den sehenswertesten Pflanzen vorbeigeführt.
Im Waldgarten gibt es eine Liebhabersammlung von Rhododendron aus Nepal, Butan,
Japan und China. Es gab die Möglichkeit, eine Bootstour zu machen, Tee
zu trinken, alles Mögliche einzukaufen oder im Gartencenter zu stöbern
und zu kaufen, was einige von uns auch taten. Nach dieser beeindruckenden Besichtigung
fuhren wir zu unserem zweiten Hotel nach Scarbourough.
Scarborough ist eine Küstenstadt, und unser Hotel, das Ambassador, lag
direkt an der Steilküste der Nordsee. Nach dem gemeinsamen Abendessen
liefen noch einige Reiseteilnehmer am Strand entlang bis zum Hafen und ließen
den Tag bei einem englischen Bier ausklingen. Am Freitag gab es ein freudiges
Wiedersehen mit unserem eigenen Bus, der notdürftig repariert worden war.
Abfahrt war pünktlich um halb neun. Wir fuhren nach Whitby und machten
unterwegs noch einen kurzen Stop am sogenannten „Dracula Friedhof”,
der hoch über der Hafenstadt Whitby liegt und mit seiner Abteiruine Bram
Stoker zu seiner Dracula-Geschichte inspirierte. Von hier hatte man eine grandiose
Aussicht auf die Nordsee.
Am Bahnhof von Whitby stiegen wir in eine Eisenbahn, mit einer Dampflok
ein. Wir fuhren durch die North Yorkshire Moors, eine wunderschöne Landschaft
mit malerischen Bahnhöfen. Der Zug wurde auch für die Verfilmung
der Harry-Potter-Romane genutzt und wurde somit zum legendären Hogwarts-Express.
Unsere Zugfahrt endete schließlich in Pickering, wo uns Dr. Seick zu
einem Mittagessen mit Yorkshire Pudding einlud. Yorkshire Pudding hat nichts
mit Pudding nach unserem Verständnis zu tun, wie viele von uns feststellen
mussten, schmeckt aber auch gut. So gestärkt ging es weiter zum Scampston
Walled Garden. Hier hat der Niederländische Gartenarchitekt Piet Oudolf
den großen Mauergarten 1999 neu gestaltet, ein sehr moderner Garten mit
einzigartiger Raumwirkung, hervorragender Pflanzenauswahl und einem originellen
Gesamtentwurf. Auch hier im Mauergarten gibt es wieder viele kleine verschiedene
Gärten mit unterschiedlichen Themen. Mit diesen Eindrücken des Tages
fuhren wir zurück nach Scarborough.
Am Samstag hieß es Abschied nehmen von Scarborough. Um 9 Uhr startete
unser Bus. Wir hatten kurzfristig noch eine Besichtigung zusätzlich in
den Tagsablauf ein gebaut, wir fuhren nach Sewerby Hall. Geplant war nur ein
kurzer Stop, doch der Garten war einfach nur schön! So schauten wir uns
den Mauergarten und die Vogelvolieren an. Alles war wie aus dem Ei gepellt.
Es stellte sich heraus, dass Sewerby Hall im Jahr 2014 den 300. Geburtstag
hatte und deshalb hier alles so ordentlich war. Nach dieser Besichtigung ging
es weiter nach Burten Agnes, Hall und Gardens. Hier um das wunderschöne
elisabethanische Herrenhaus wurde ein reizender Landschaftspark angelegt, sowie
ein sehr großer Mauergarten, der mit subtropischen Gewächsen unterpflanzt
ist. Im Herrenhaus hatten wir eine Führung und wurden in den einzelnen
Räumen über die Lebensweise des englischen Adels aufgeklärt.
In den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden befand sich der Tea Room, wo wir
dann unsere Mittagspause machten. Außerdem bestand die Möglichkeit,
Pflanzen zu kaufen oder die Kirche direkt nebenan zu besichtigen.
Unsere Fahrt Richtung Fähre führte uns dann zu dem Ort Beverley:
Hier hatten wir noch zwei Stunden Zeit, um uns mit englischen Köstlichkeiten
zu versorgen. Danach fuhren wir nach Kingston-upon-Hull, wo unsere Fähre
schon am Kai lag. Am Abend, nach unserem Buffet an Bord, ließen wir die
Reise noch einmal Revue passieren und beratschlagten, welches Ziel wir für
die nächste Reise wohl auswählen könnten. Am nächsten Morgen
konnten wir schon die Küste von den Niederlanden sehen. Nachdem wir die
Fähre in Rotterdam verlassen hatten und mit dem Bus durch die Zollkontrolle
waren, ging es zügig Richtung Wolbeck. Dr. Seick stieg direkt am Hafen
von Rotterdam um und wurde zu seiner nächsten Reisegruppe gefahren. In
Zevenaar verließen uns dann die ersten Reiseteilnehmer, unsere lieben
Rheinländer, die restliche Reisegruppe wurde von unserem Busfahrer Theo
wieder sicher nach Wolbeck gebracht. Auch diese Reise war wieder voll von unvergesslichen
Eindrücken, die Lust auf die nächste Reise der Vereinigung Ehemaliger
Wolbecker Gartenbauschüler machten.
Manfred Wolff