Vereinigung ehemaliger Wolbecker Gartenbauschüler e.V.

Amphitheater in Verona

Diesseits des Paradieses – Studienfahrt nach Italien

Die Reise der Ehemaligen Wolbecker Gartenbauschüler führte uns vom 11. bis 19. September 2011 in ein Land „Diesseits des Paradieses“ in die Gärten und Villen, Landschaften und Städte in Oberitalien. Organisator und Reisebegleiter unserer Gruppe von 33 Personen war Dr. Carsten Seick von Dr. Seick Gartenreisen. Vom Vorstand stand ihm Manfred Wolff zur Seite.

1. Tag, 11. September

Pünktlich, wie man das bei den Wolbeckern nicht anders kennt, starten wir in aller Frühe um 6.00 Uhr in Wolbeck.

Freudig begrüßt wird unser Busfahrer Theo Schulze Kelling. Er wird uns, das sei schon vorweg gesagt, umsichtig und sicher im modernen Fernreisebus der Fa. Bils neun Tage durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien fahren.

Die erste Pause legen wir ein im hessischen Steinfurth nahe Bad Nauheim. Das Rosendorf Steinfurth ist ein in Fachkreisen bekanntes internationales Zentrum der Rosenzucht und des Rosenanbaus. Wir statten dem Deutschen Rosenmuseum einen Besuch ab, das uns viele interessante und auch unbekannte Aspekte rund um die Rose präsentiert. Weiter geht die Fahrt zum Hotel Fürstenhof in Kempten/Allgäu, wo ein gemeinsames Abendessen auf uns wartet.

2. Tag, 12. September

Gestärkt durch ein gutes Frühstück geht die Reise weiter über den Brennerpass Richtung Italien. Wir genießen die Fahrt und sind uns einig, dass es schön ist, die Veränderung der Landschaften per Bus zu erleben, vom Flachland in die allmählich ansteigenden Berge mit den immer wieder neuen und faszinierenden Ausblicken. Zur Mittagszeit entdecken wir ein Restaurant, idyllisch an einem See gelegen, in dem wir schnell und gut bedient werden.

Auf der Südseite der Alpen empfängt uns dann die Wärme des spätsommerlichen Italiens, als wir am Nachmittag die Stadt Bassano del Grappa erreichen.

Dr. Seick führt uns zu Fuß durch die Stadt, die eine bewegte Geschichte in ihrer Zugehörigkeit vorzuweisen hat und erst seit 1866 zu Italien gehört. Ihr Name stammt nicht von den zahlreichen Grappa-Destillerien ab, sondern vom nahen Berg „Monte Grappa“. Mit einem „Sprizz“ stoßen wir auf der Brücke auf ein gutes Gelingen unserer Reise an!

Die erste Station für 3 Nächte erreichen wir am frühen Abend, das Plaza Hotel in Padua. Das Abendessen wartet schon auf uns und anschließend ein erster Schnupperspaziergang für diejenigen, die noch nicht zu erschöpft sind!

3. Tag, 13. September

Padua, der Sage nach von dem Trojaner Antenor um 1184 v. Chr. gegründet, ist eine der ältesten Städte in Italien. Die Stadt hat eine sehr wechselvolle Geschichte. 1222 wurde dort die 3. italienische Universität gegründet, an der im 16. Jahrhundert u.a. Galileo Galilei lehrte. 1866 kam Padua mit Venetien zum Königreich Italien.

Nach gutem Frühstück unternimmt Dr. Seick mit uns einen Stadtrundgang. Es geht über den „Pratonius) hin zum Botanischen Garten. Er wurde 1545 gegründet und ist Weltkulturerbe.

Alle sind sehr beeindruckt von der Pflanzenwelt des Botanischen Gartens, u.a. auch von der riesigen Hanfpalme, an der Goethe seine Theorie der Urpflanze entwickelte.

Nach der Mittagspause geht es per Bus in die Euganäischen Hügel – eine fantastische Vulkanlandschaft. In Valsanzibio besichtigen wir die Villa Barbarigo und den dazu gehörenden Garten, einer der bedeutendsten noch erhaltenen historischen Gärten. Er wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von dem Adeligen Zuane Francesco Barbarigo angelegt.

Die Gesamtanlage mit ihren unzähligen Bäumen, Büschen, Brunnen, Fischteichen und Wasserspielen soll den Weg symbolisieren, der den Menschen zu seiner Erlösung führt.

Ein letzter Programmpunkt an diesem Tag entpuppt sich als eine große Überraschung – auch für Dr. Seick. Wir sind angemeldet im „Paradies des Papillons“ (Schmetterlingsparadies) und stehen vor einem nicht gerade kleinen Privatgarten, gestaltet und gepflegt von einem jungen Ehepaar. Wir verabschieden uns und wissen, dass dies ein Highlight besonderer Art auf unserer Reise war.

4. Tag, 14. September

Heute steht Venedig auf unserem Programm. Aber vorher besichtigen wir die Villa Pisani, eine von vielen Villen, die den Brentakanal säumen. Die Villa Pisani gilt als das imposanteste und majestätischste Gebäude der Riviera del Brenta, erbaut 1720 bis 1740. Die Villa, eher noch als Schloss zu bezeichnen, wurde dann 1807 von Napoleon gekauft, der aber nur eine Nacht hier übernachtete. 1934 trafen sich hier Mussolini und Hitler zum ersten Mal. Der großartige Park beeindruckt uns alle sehr.

Nach einem guten Mittagessen bringt uns der Bus nach Mestre; von dort geht es per Zug nach Venedig   „Hauptbahnhof“. Dort besteigen wir ein „Linienboot“ und fahren im großen Bogen, mit herrlichem Blick schon auf die Stadt, bis zum Markusplatz.

Und wir sind gleich mittendrin im großen Touristenstrom. Wer – wie ich – noch nicht in Venedig war, nimmt in vollen Zügen alle Eindrücke in sich auf und kann es nicht glauben, in dieser Stadt zu sein!!

Wir werden schon erwartet von unserer temperamentvollen Stadtführerin. Von ihr erfahren wir, dass die Stadt bis 1797 als „Republik Venedig“ selbständig war, dass sie heute rd. 270.000 Einwohner zählt und seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. Beim Gang durch die Stadt wird uns klar, dass Venedig weltweit zu einem der größten Anziehungspunkte für Touristen zählt. Wir durchqueren die Stadt durch wunderhübsche romantische kleine Straßen und Gässchen mit immer neuen reizvollen Ausblicken, vorbei auch an sehr interessanten Geschäften in denen manche gerne den einen oder anderen Euro ausgegeben hätte!

Aber unser Ziel sind ja Gärten und wir finden sie tatsächlich. Der eine Garten ist ein wunderschöner Innenhof, der der Öffentlichkeit zugänglich ist. Einige Straßen weiter öffnet sich für uns ein großes Tor… und wir stehen staunend und überwältigt im ca. 1000 m² großen Privatgarten einer wunderschönen Villa, die zum Verkauf ansteht. Gärten und Haus dürfen besichtigt und der Blick vom Balkon auf den Canal Grande genossen werden. Wir sind alle ganz begeistert, müssen aber Abschied nehmen von Venedig und fahren per Zug und Bus zurück zum Hotel.

5. Tag, 15. September

Heute heißt es Abschied nehmen von Padua und Venetien. Auf der Weiterreise in die Lombardei führt uns unser Weg zuerst in die Opernstadt Verona, an der Etsch gelegen. Wir entdecken die Stadt bei einer kleinen Stadtführung, aber es bleibt auch noch Zeit zur freien Gestaltung.

Sie reicht für einen Cappuccino auf der Piazza Erbe und für einen kurzen Besuch im Dom. Touristenmagnet ist das   Haus der Julia mit seinem berühmten Balkon.

Ein weiteres Highlight in Verona ist der Giardino Giusti, einer der schönsten Renaissancegärten. Er wurde geschaffen vor 1570 von Agostino Giusto, Vertreter eines reichen Geschlechtes in der Toskana.

Auch hier stoßen wir wieder auf ein Labyrinth. Eine Tafel an einer alten Zypresse erinnert an einen Besuch Goethes in diesem Garten.

Relativ spät erreichen wir das herrliche, ruhig gelegene Palace Grand Hotel in Varese, wo wir dreimal übernachten werden.

6. Tag, 16. September

Nach einem guten Frühstück – nur die Kaffeemaschine war dem Ansturm nicht gewachsen – fahren wir zum Comer See und dort zur Villa Carlotta. Sie war ein Geschenk der Prinzessin Marianne von Preußen für ihre Tochter Charlotte zur Hochzeit mit Prinz Georg von Sachsen-Meiningen. Fast alle Räume sind zu besichtigen.

Beim Gang durch den lang gestreckten Garten geht uns Gärtnern das Herz auf angesichts der exotischen Vegetation. Ich stelle mir vor wie zauberhaft der Garten zur Azaleenblüte sein muss.

Wir überqueren nun den See, um nach Bellagio zu gelangen, einem sehr mondänen Ort.

Hier besichtigen wir den Landschaftspark der Villa Melzi, entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts. Auch hier beeindrucken uns wunderschöne alte Bäume, großartige Sumpfzypressen und immer wieder der herrliche Blick auf den See und das Bergpanorama.

Es folgt eine rd. 1 1/2 stündige, ganz entspannende Schiffsfahrt mit grandiosen Ausblicken auf die Ufer des Sees. In Como erwartet uns Theo mit dem Bus und bringt uns zurück ins Hotel.

7. Tag, 17. September

Heute geht es zum Lago Maggiore und zu den berühmten Borromäischen Inseln, Zu allererst mit dem Boot zur Isalo Madre. Die ganze Insel ist ein botanischer Garten, der Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt wurde. Vor dem Pallazo steht eine riesige Zypresse, von der Dr. Seick wusste, dass sie vor wenigen Jahren durch einen Sturm fast entwurzelt wurde. Nun steht sie wieder, gestützt durch starke Seile. Sie wird wohl überleben.

Unsere kleinen Charterboote bringen uns zur Mittagszeit nach Verbania.

Nach einer Stärkung machen wir uns auf den Weg um den Park der Villa Taranto zu erkunden, ein Eldorado für uns Gärtner. Etwa 1930 ging die Villa mit dem ca. 20 ha großen Park in den Besitz des Schotten McEacharn, einem erfahrenen und kenntnisreichen Gärtner, über. Das fantastische Ergebnis seiner Planungen und Ausführungen können wir heute bewundern.

Nach sieben herrlichen Sonnentagen braut sich an dem Nachmittag ein dickes Gewitter über dem See zusammen. Es ist unerträglich schwül. Wir schaffen es gerade noch trockenen Fußes die Boote zu erreichen, doch bei der Überfahrt zur Isola Bella werden die kleinen Schiffchen zum Spielball der Wellen. Auf der Insel angekommen, gießt es in Strömen. So konzentrieren wir uns auf die Besichtigung der Villa und nur einige regenfeste Mitreisende machen einen Gang durch den Park.

Als wir erneut die Boote besteigen, hat sich der See zwar wieder beruhigt, aber es regnet weiter. Schade, denn bei einem gemütlichen Abendessen auf der Isola Pescatori mit den idyllischen Gässchen wollen wir den Tag beschließen. Geschützt unter einem Regendach essen wir gemeinsam – natürlich Fisch, denn dafür ist diese Insel bekannt. Da das Wetter sich aber gar nicht gemütlich zeigt, bleiben wir nicht so lange und freuen uns auf unser gemütliches Hotel in Varese.

8. Tag, 18. September

Heute verlassen wir Oberitalien und fahren durch die Schweiz wieder nordwärts gen Heimat. In Basel gibt es eine letzte Gartenbegehung im Merianpark, der auch den Botanischen Garten der Stadt beherbergt.

Am spätern Nachmittag erreichen wir Gengenbach im Schwarzwald für eine Übernachtung. Wie nett, Gengenbach empfängt uns mit einem Stadt-Weinfest! Nach dem gemeinsamen Abendessen schaffen wir es, alle in einem separaten Raum zusammenzusitzen, um Rück- und Vorschau zu halten. Wohin wird die nächste Wolbecker Reise uns führen? Eine Antwort darauf gibt es noch nicht, nur Ideen.

Manfred Wolff, der „Reiseminister“ im Vorstand, wird sicherlich zusammen mit Dr. Seick wieder ein interessantes Reiseziel aussuchen und uns beim Fototreffen – irgendwann wird er dazu einladen – über die neuen Pläne informieren.

Einstweilen sagen wir ihm vielen Dank für seine Bemühungen um das Zustandekommen dieser zu Ende gehenden Reise.

9. Tag, 19. September

Alles Schöne hat leider auch mal ein Ende!

Wir beschließen – nach einem kurzen Aufenthalt an der Königshalle in Lorsch – ohne längeren Zwischenstopp nach Hause zu fahren. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir wohlbehalten Wolbeck und auch diejenigen, die noch eine weite Heimreise vor sich haben, kommen am Abend noch nach Hause.

Angemerkt…

Eine interessante, harmonische Reise liegt hinter uns. Die „Wolbecker“ sind erprobte Gruppenreisende, so ein Kompliment von Dr. Seick. Darum macht es ihm Spaß, mit uns zu reisen!

Sehr schön fand ich, dass Dr. Seick an jedem Abend im Bus die Tagesereignisse noch einmal Revue passieren ließ und am letzten Tag noch einmal alle neun Reisetage!

Sehr gespannt war ich (andere auch?) jeden Morgen, welchen Text von bekannten oder berühmten Menschen oder Schriftstellern er uns vorlesen würde – passend zum bevorstehenden Tagesprogramm. Dazu kamen seine eigenen philosophischen Gedanken, sodass das Ganze fast wie eine „Kleine Morgenandacht“ über kam!

Text und Fotos: Annemarie Schleiff

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