Vereinigung ehemaliger Wolbecker Gartenbauschüler e.V.

Während unseres Besuches gab es als zusätzliche Attraktion an einem Rundweg im Garten eine Skulpturenausstellung mit über 60 Objekten zu bestaunen.

Mit den Ehemaligen aus Veitshöchheim in England unterwegs

Der Verband Ehemaliger Veitshöchheimer gehört zu den Ehemaligenverbänden, die ihren Mitgliedern regelmäßig Studienfahrten anbieten. Alle zwei Jahre organisieren sie für die Gärtner ihres Verbandes eine Gartenreise, vorzugsweise nach England. Schon mehrmals – und in diesem Jahr wieder – durfte ich dabei sein.

Ziel war vom 2. bis 9. September 2012 der Südosten des Landes mit zahlreichen berühmten Gartenanlagen, romantischen Schlössern und Herrenhäusern. Die Gegend nennt man nicht umsonst „Garten Englands“.

Wir Gäste aus Nordrhein-Westfalen bestiegen in Frechen den luxuriösen Bus aus Bayern und die Wiedersehensfreude mit bereits bekannten Reisegefährten war groß. In flotter Fahrt durchquerten wir Belgien und Nordfrankreich und erreichten pünktlich die Fähre von Calais nach Dover. Schon bald tauchten die Kreidefelsen und die Festung Dover Castle auf und begrüßten uns auf der Insel.

Während unseres Besuches gab es als zusätzliche Attraktion an einem Rundweg im Garten eine Skulpturenausstellung mit über 60 Objekten zu bestaunen.

Während unseres Besuches gab es als zusätzliche Attraktion an einem Rundweg im Garten eine Skulpturenausstellung mit über 60 Objekten zu bestaunen.

Standquartier für die knapp 50 Personen umfassende Gruppe war ein sehr schönes Golfhotel am Stadtrand von Maidstone unweit der Autobahn und daher für unsere geplanten Tagestouren bestens geeignet.

Die größte Überraschung bereitete uns der Wettergott in den 8 Reisetagen, denn er bescherte uns während der ganzen Zeit wunderschönes, warmes Sommerwetter, was man in England nicht unbedingt erwarten kann.

Zwar kann man englische Gärten kaum beschreiben. Man muss die uralten Bäume sehen, die berühmten „mixed borders“ mit ihrer Farbenpracht bestaunen, sie riechen und mit allen Sinnen erleben, doch soll ein kurzer Abriss zeigen, was die Kennerin aller englischen Gärten und bewährte Reiseleiterin Magdalena Buchen (Lehrerin für Englisch in Veitshöchheim) für uns ausgesucht hatte und wohin sie uns führte.

Montag, 3. September 2012

Dem Besucher tun sich immer neue Gartenräume auf.

Dem Besucher tun sich immer neue Gartenräume auf.

Wir begannen unser Fachprogramm mit Wisley Gardens, bekannt bei allen Gartenliebhabern in Europa und darüber hinaus. Mehr als eine Million besuchen alljährlich den Park um die verschiedensten Gärten und die riesige Vielfalt von Pflanzen zu sehen. Besonderer Anziehungspunkt sind die 2007 eröffneten großen Schauhäuser.

Wakehurst Place wird wegen seiner bedeutenden Pflanzensammlungen und wissenschaftlichen Forschungsarbeiten sowie der Pflanzenkonservierung in „Kew’s Millenium Seed Bank“ auch „Kew auf dem Lande“ genannt. Noch nie sah ich so viele Cyclamen hederifolium in voller Blütenpracht wie hier.

Dienstag, 4. September 2012

Der mit Hecken, Mauern und dem alten Gebäude umschlossene Senkgarten wird von einem Wasserbecken dominiert und ist einer der schönsten Teile der Anlage

Der mit Hecken, Mauern und dem alten Gebäude umschlossene Senkgarten wird von einem Wasserbecken dominiert und ist einer der schönsten Teile der Anlage

Auch dieser Tag enthielt mit Great Dixter House und Garden, sowie dem weltberühmten Sissinghurst Castle Garden zwei bemerkenswerte Ziele.

Zwei ältere Ladys zeigten uns das wunderschöne uralte Great Dixter House in dem Christopher Lloyd, Gartengestalter und Verfasser zahlreicher Gartenbücher, bis zu seinem Tod im Jahre 2006 lebte.

Die üppigen Gärten mit dem 60 m langen „Long Border“ lassen an einigen Stellen allerdings heute seine ordnende Hand vermissen.

Sissinghurst – ich hatte mir den Garten größer vorgestellt – gehört zu den bekanntesten Gärten in England. Ein Bauernhof mit Schweinezucht, ein Herrenhaus, ein Kriegsgefangenlager im siebenjährigen Krieg, ein Armenhaus und ein landwirtschaftliches Gut sind Stationen in der Geschichte von Sissinghorst. 1932 erwarben die Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihr Ehemann Harold Nicolson das Anwesen und schufen nach und nach den berühmten Garten, der ihre Handschrift trägt und Besucher aus aller Welt anzieht. Vitas Pflanzenkenntnisse und Harolds gartenarchitektonisches Können führten zu einer sehr gelungenen Arbeitsteilung.

Beliebt und berühmt: Der weiße Garten von Sissinghurst

Beliebt und berühmt: Der weiße Garten von Sissinghurst

Ein Bummel durch das malerische Dörfchen Rye mit seinen holprigen Gässchen und ein Besuch im „Simon The Piemann“ Teesalon von 1872 waren eine willkommene Abwechslung zwischen den Besichtigungen.

Mittwoch, 5. September 2012

Wir besuchten zunächst Nymans Garden, der wegen seiner seltenen Nadelbäume, Koniferen und Laubgehölze, einer Sammlung alter Rosen sowie einer 90 m langen Doppelrabatte bekannt ist. Der Garten wurde von der ursprünglich aus Deutschland stammenden Familie Messel in mehreren Generationen angelegt.

Den Nachmittag verbrachten wir im Seebad Brighton mit dem viktorianischen Pier und dem Royal Pavilion.

Das Innere des Gebäudes mit der ausufernden Pracht versetzte uns in Staunen. Georg IV. ließ sich 1815-1822 von John Nash den Prunkbau für seine Ferienaufenthalte bauen. Viele Adelige wollten an seinen mondänen Vergnügungen teilnehmen und bezogen Quartier im Umfeld der Majestät. Heute ist Brighton – wenn auch für andere Bevölkerungsschichten – noch immer einer der beliebtesten Badeort Englands.

Donnerstag, 6. September 2012

Im 17. Jahrhundert schwärmten die Wohlhabenden in England für den orientalischen Stil. So entstand der Royal Pavilion mit seinen unzähligen Türmchen im indischen Stil.

Im 17. Jahrhundert schwärmten die Wohlhabenden in England für den orientalischen Stil. So entstand der Royal Pavilion mit seinen unzähligen Türmchen im indischen Stil.

Bei wieder herrlichem Sonnenschein erreichen wir Sheffield Park. Ein prächtiges neugotisches Herrenhaus ziert den Steilhang über dem Garten. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts für den ersten Earl of Sheffield entworfen. Wasser ist ein wichtiges Element in diesem Garten. Vier naturbelassene Seen verleihen ihm sein besonderes Flair und seinen Zauber.

Im südöstlichen Teil des Windsor Great Park lockt Savill Gardens mit seiner Pflanzenvielfalt Gartenliebhaber an. Experten zählen ihn zu den schönsten Waldgärten der Welt.

Freitag, 7. September 2012

Goodnestone Park ist ein versteckter Gartenschatz in Südost-England. Als eine von drei Gärten in Kent wurde die Anlage mit 2 Sternen ausgezeichnet.

Der Höhepunkt des Rundganges ist neben den formalen Terrassen der Mauergarten. Als unerwartete Zugabe unserer Besichtigung konnten wir den Floristinnen zusehen, die gerade den blumigen Rahmen für eine Hochzeit fertigten. Auch die nahgelegene Kirche war schon geschmückt.

Nach abenteuerlicher Fahrt über sehr enge Straßen brachte uns der Bus zur Preston Nursery, einem kleinen aber feinen Gartencenter. Die Fahrt hat sich wirklich gelohnt, denn was wir sahen und hörten war interessant. Angeboten wurde ein umfangreiches Sortiment, aber keine Massenware und eine auffallende Auswahl an ausgefallenen Gefäßen. Qualitäten und Preise stimmten überein, anders als in manchen Shops bei den Gärten, die oft für unsere Verhältnisse schlechte Qualität zu hohen Preisen anbieten. Schön, dass wir nach all den Parks und Gärten auch einen   funktionierenden Betrieb kennen lernen durften, deren Inhaberehepaar zwar echte Gärtner sind, aber offensichtlich auch ihr kaufmännisches Handwerk verstehen.

Der Nachmittag war Canterbury, dem geistlichen Zentrum Englands, gewidmet. Eine sehr interessante Führung durch die mächtige Kathedrale der Stadt wird in Erinnerung bleiben. Die Bauarbeiten an diesem Gotteshaus dauerten mehrere Jahrhunderte und so mischt sich die steil aufragende Gotik mit der Romanik. Canterburys Rolle als eines der wichtigsten Pilgerziele in Europa ist untrennbar mit dem Mord an Erzbischof Thomas Becket verbunden, den Heinrich II. 1170 anordnete. Beim anschließenden Stadtrundgang reichte die Zeit sogar für eine Tasse Tee.

Samstag, 8. September 2012

Die letzte Gartenbesichtigung machten wir im Landschaftsgarten von Leeds Castle mit seinen grünen Hügeln, ausgedehnten Rasenflächen und großen alten Baumgruppen. Er wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt.

Das Haus mit seinen Türmen und Zinnen erhebt sich majestätisch aus dem See und wirkt fast märchenhaft.

Auffallend waren für uns die vielen Besucher am frühen Samstagmorgen, darunter auch viele Familien. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Eintrittspreis mit umgerechnet rund 18 € auch hier nicht gerade niedrig ist. Das beweist, wie groß die Vorliebe vieler Engländer für „alles rund um den Garten“ ist. Das Schloss kann man für Feiern mieten, es gibt Ferienwohnungen und während des Jahres werden viele Events angeboten,   die Besucher anlocken.

Wer vermutet Weinbau in England? Wir wurden eines Besseren belehrt und besichtigten zur Abrundung unseres Programms die Winzerei Biddenden Vineyards in der Grafschaft Kent. Mit der Gründung des Betriebes wollte man 1969 die Weinindustrie in dieser Gegend wieder einführen, denn schließlich pflanzten einstmals schon die Römer in England Wein an. Heute werden auf 8 ha Fläche zehn verschiene Rebsorten wie Ortega, Dornfelder, Pinot Noir u.a. angebaut. Eine Kostprobe zeigte uns, dass sich die Ergebnisse der Kellerei durchaus sehen lassen können. Nicht ohne Grund zählt auch der Premierminister zu den Kunden.

Im idyllischen Asford wurden noch Andenken gekauft und dann ging es zur letzten Übernachtung ins Hotel. Auch die Heimreise mit Bus und Fähre klappte reibungslos. Schon bald mussten wir Westfalen als erste Reiseteilnehmer Abschied nehmen.

Danke für wieder herrliche Tage in netter Gemeinschaft und danke für die gute Vorbereitung und ausgezeichnete Führung durch Magdalena Buchen. Schön, dass ihr uns mitgenommen habt!

Sieglinde Stratmann

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